ALTKLEIDER - WOHIN DAMIT?
Es kann richtig befreiend sein sich großzügig von materiellen Besitztümern zu befreien - ganz im Sinne von Marie Kondo: "Discard everything that does not spark joy!" So kann man nicht nur Platz zuhause oder im Kleiderschrank schaffen, sondern auch den Kopf wieder etwas frei bekommen. Aber wohin mit den aussortierten Stücken? Wir haben einen kleinen Guide für euch vorbereitet - worauf man achten sollte und wieso Kleidung wegschmeißen nie eine gute Idee ist!
In unseren Kleidern steckt so viel Arbeit, Energie und Rohstoffe - selbst in einem billigen Shirt. In jeder einzelnen Faser ist die Fürsorge von Baumwoll-Bauern, literweise Wasser und mühsame Handarbeit zu finden. Jede Falte erzählt die Geschichte von Webern, Färbern und Nähern, die dieses Kleidungsstück gefertigt haben. Ein Shirt geht heutzutage durch hunderte Hände in vielen verschiedene Ländern der Welt bis es in unseren Kleiderschränken landet.
Zudem verbrauchen wir wertvolle Ressourcen dafür, da eine Wiederverwertung der Altkleider für die Produktion neuer Kleidung nahezu nicht möglich ist. Jedes Jahr werden allein 150 Millionen Bäume gefällt oder 11 Milliarden Liter Öl gefördert, um daraus Kleidung herzustellen. Das sind unfassbare Zahlen - vor allem wenn man bedenkt, dass ein durchschnittliches Kleidungsstück nur 1,7 Mal getragen wird, bevor es ausrangiert wird.
Häufig werden die Stücke dann einfach im Hausmüll entsorgt und landen letztlich in der Müllverbrennungsanlage. Wir sollten diesen Kleidern und besonders den Menschen hinter jedem Stück mehr Respekt entgegenbringen - wenn wir ein Kleidungsstück wirklich nicht mehr tragen wollen, gibt es bessere Möglichkeiten.
Deine Altkleider in einen Spenden-Container zu werfen klingt erst einmal nach einer guten Alternative, denn die Kleider werden doch gespendet. So bekommen Menschen in ärmeren Ländern kostenlos neue Kleider oder der Erlös aus dem Verkauf wird an wohltätige Organisationen gespendet...würde man meinen. Aber kommen unsere Spenden wirklich direkt der Dritten Welt zugute?
Leider überhaupt nicht, das Gegenteil ist der Fall. Es ist utopisch zu glauben, dass unsere 750.000 Tonnen gespendeter Kleider jährlich von karitativen Einrichtungen abgeholt, gelagert und sortiert werden könnten - diese Menge ist einfach zu groß! Auch der Transport in bedürftige Regionen, rein von Spendengeldern finanziert, ist in diesen Massen gar nicht umsetzbar.
Die meisten Container-Spenden werden daher als Kiloware weiter verkauft, in Secondhand Läden in Polen beispielsweise. Das liegt allein schon daran, dass die meisten Container nicht von gemeinnützigen Organisationen aufgestellt werden. Ein großer Anteil der Container ist illegal platziert und versucht durch erfundene Logos den Anschein karitativer Organisation zu erwecken. Polizei und Anwohner sind weitestgehend machtlos dagegen, denn die Verantwortlichen sind nicht zurückverfolgbar und durch eine Gesetzeslücke ist niemand befugt die Container abzuschleppen, sobald sie sich auf einem Privatgrundstück befinden. Eine Reportage des SWR berichtet über das enorme Geschäft hinter unseren Altkleidern - weit entfernt von Bedürftigen.
Der Anteil unserer Altkleider, der wirklich in Afrika ankommt, wird an Händler vor Ort verkauft. Die billige Second-Hand-Kleidung überschwemmt dann die dortigen Märkte und die wirklich bedürftigen Menschen können sich diese Kleider wieder nicht leisten. Im Gegenteil, diese Umverteilung zerstört noch Ihre Arbeitsplätze, denn betroffene Länder wie Tansania hatten einst eine blühende lokale Textilindustrie. Eine Reportage des NDR deckt auf, dass die Last der Textil-Abfallentsorgung im Grunde nur auf Länder verlagert wird, die am wenigsten damit umgehen können. Und das alles unter dem Deckmantel der karitativen Arbeit.
Eine Möglichkeit ist, deine alten Lieblinge online weiter zu verkaufen. Plattformen wie Ebay - Kleinanzeigen, Vinted oder Depop sind perfekt dafür! Das erfordert zwar ein bisschen zusätzlichen Aufwand, aber so kannst du nicht nur im Bereich Nachhaltigkeit punkten, sondern auch noch etwas Geld verdienen! Oder du tauschst einfach.
Tauschen geht natürlich auch im Freundes- und Bekanntenkreis. Es ist oft erstaunlich wie gut deine aussortierten Kleider an anderen aussehen und welche Schätze deine Freunde nicht mehr haben wollen. Außerdem macht es einfach Spaß und geht zu Lockdown-Zeiten auch digital über Webcam!
Wenn dir offline lieber ist, gibt es noch den guten alten Flohmarkt - während einer weltweiten Pandemie natürlich schwierig - aber unter normalen Umständen immer ein großer Spaß! Ein Vorteil von Flohmärkten ist, dass du nur einen Tag investieren musst. Wenn du dir dazu noch ein paar Freunde schnappst, und ihr euch einen schönen Tag an der frischen Luft macht, ist das eine Win-Win Situation!
Noch weniger Aufwand ist der Flohmarktladen - hier ist dein Gewinn zwar etwas kleiner, aber der Aufwand dafür viel geringer. Gib deine Ehemaligen einfach ab und lass die Profis für dich den Verkauf abwickeln - der Gewinn wird dann geteilt.
Wenn du mit deiner Kleidung wirklich etwas gutes Tun willst, sprich lokale Organisationen in deiner Nähe an. Obdachlosenheime sind gerade im Winter immer froh um warme Sachen! Hier ist es wichtig zuzuhören, was wirklich gebraucht wird - häufig fehlt es an Männer-Kleidern und natürlich eher warmen und praktischen Anziehsachen. Auch Oxfam ist eine gute Adresse um alte Kleidung abzugeben - hier wird direkt vor Ort weiterverkauft und der Erlös geht an karitative Zwecke.
Oder du machst was draus! Ausgemusterte Teile können abgeändert oder zu neuen Stücken verarbeitet werden, das nennt sich upcycling und das Internet ist voll von guten Ideen! Wir haben da auch ein paar neue-alte Shirts im Angebot!
Wenn Handwerkliches nicht dein Ding ist, gibt es immer noch Plan B:
Gib es uns! Wenn du alte Sachen hast, die eigentlich noch gut sind, aber eben einfach nicht mehr zu dir passen, schreib uns! Schick uns ein Bild von deinem Ehemaligen per Email oder auf Instagram und wir sehen, ob wir etwas daraus machen können. Vielleicht verschaffen wir deinen alten Sachen ja gemeinsam eine zweite Chance! Und du kannst dann bei uns im Shop die Geschichte weiterverfolgen...
Zusammenfassend sei gesagt: Es gibt viele Möglichkeiten um unsere alten Kleider länger im Kreislauf zu halten, statt sie einfach wegzuwerfen. Alle Möglichkeiten verlangen ein wenig Einsatz, den wir aber aufbringen sollten. Sieht man sich die Gründe an, warum Kleidungsstücke ausrangiert werden, stellt man schnell fest, dass wir unsere Grundeinstellung zu Kleidung und Textilien verändern müssen.
Die deutliche Mehrheit der Spender gibt an, dass die Kleidung nicht mehr dem Geschmack entspreche oder aus der Mode gekommen sei - es werden also einwandfreie, gute Kleider weggegeben. Erst wenn wir begreifen, dass wir mit jedem Kleidungsstück auch die Verantwortung über Pflege und Entsorgung tragen und uns bei jedem aussortierten Stück darum bemühen es im Kreislauf zu halten, können wir bei kommenden Kaufentscheidungen das volle Ausmaß verstehen.
Das nachhaltigste Kleidungsstück ist immer das, was schon in eurem Kleiderschrank hängt. Nur wenn wir unseren Kleidern wieder erlauben ihre Geschichten zu erzählen und ihnen und den Menschen dahinter mit Respekt und Wertschätzung begegnen, können wir die Textilindustrie verbessern.