Konventionelle Baumwolle

Baumwolle - natürlich die Beste aller Fasern?

Die Baumwolle ist wohl die bekannteste Naturfaser und einer der wichtigsten Rohstoffe der Modeindustrie, gewonnen aus den Samenhaaren der Baumwollpflanze gilt sie als natürlich und hautfreundlich - zu Recht oder zu Unrecht?

Generell hat Baumwolle die Gleichen Eigenschaften wie Bio-Baumwolle, beide sind sehr vielfältige Fasern, die in verschiedensten Produkten zum Einsatz kommen. Klassiker aus Baumwolle sind die Jeans oder das handelsübliche Hemd. Die Charaktereigenschaften der Baumwolle sind:


+ wärmeisolierend
+ leicht färbbar
+ hohe Feuchtigkeitsaufnahme
+ hohe Reißfestigkeit, sehr scheuer- und strapazierfähig
+ kaum elektrostatische Aufladung


- geringe Elastizität, daher sehr knitteranfällig
- langsam trocknend


Generell kann Baumwolle durch entsprechende Garn - oder Webkonstruktionen nahezu jede Form annehmen und durch spätere Ausrüstung mit Chemikalien jede Eigenschaft hinzufügen oder ablegen. Kein Unterschied bis hierher - außer, dass die Verwendung von Chemikalien bei Bio - Baumwolle nicht erlaubt wäre! Der Anbau von Bio-Baumwolle unterliegt strengen internationalen ökologischen Standards und Zertifizierungsrichtlinien, die den Einsatz von Chemikalien, wie Pestiziden und Entlaubungsmitteln untersagen.


Welche Auswirkungen haben die Chemikalien im konventionellen Anbau?

Die Baumwollpflanze wächst verhältnismäßig langsam und lange und ist besonders anfällig für Schädlinge - noch mehr wenn sie, wie bei konventioneller Baumwolle, in Monokultur angebaut wird. Die Pflanzen müssen also gegen eine Vielzahl von Schädlingen geschützt werden um einen Ertragsausfall zu vermeiden. Bei konventioneller Baumwolle geschieht dies durch den massiven Einsatz von chemischen Pestiziden. Um den Ertrag zu steigern werden im Anbauprozess außerdem immer wieder Kunstdünger und für die Ernte Entlaubungsmittel verwendet. In den USA werden Herbizide direkt mittels Flugzeug weitflächig auf die Felder gesprüht und ersetzen so die Unkrautbehandlung von Hand. Zudem verbraucht konventionell angebaute Baumwolle mehr Insektizide als jede andere Kulturpflanze - jedes Jahr werden auf Baumwollfeldern Pestizide im Wert von fast 2,6 Milliarden Dollar versprüht.  Der Großteil der verwendeten Pestizide wurden von der WHO als mäßig bis hochgefährlich eingestuft.

 


(Foto von CRS PHOTO via shutterstock) Die Meisten Baumwollbauern der Welt arbeiten in Entwicklungsländern, wo chronische Armut, fehlende Sicherheitskleidung, Analphabetismus und mangelhafte Kennzeichnung von Pestiziden in diesem Zusammenhang zwangsläufig Opfer fordern.


Weltweit leiden fast 3% der landwirtschaftlich Beschäftigten unter akuten Pestizidvergiftungen - das mag wenig klingen, doch steht diese Zahl für knapp 77 Millionen Beschäftigte. Ein einziger Tropfen des Pestizids Aldicarb, kann, durch die Haut aufgenommen, einen Erwachsenen töten und wird trotzdem in 25 Ländern weltweit im Baumwollanbau angewendet.

Auf Dauer hat dieser Chemie-Cocktail also Auswirkungen in vielen Bereichen - zuerst betrifft es natürlich die Bauern, Ihre Gesundheit und die, Ihrer Familien. Besonders die zahlreichen Kinder, die häufig für manuelle Arbeiten eingesetzt werden, leiden an chronischen Atemwegserkrankungen, Nieren- und Leberproblemen, da Ihre Organe für den Abbau von Schadstoffen noch nicht vollständig ausgebildet sind. So ist die Rate von Kindern mit körperlicher oder geistiger Behinderung überdurchschnittlich hoch in den meisten Dörfern, die in der Nähe einer Baumwollplantage liegen.
Doch auch die Umwelt leidet: Böden übersäuern, werden durch hartnäckige Monokulturen komplett unfruchtbar und können keine Nährstoffe mehr aufnehmen. Die Folgen sind langfristig geschädigte Äcker, die sich nicht ausreichend erholen können und noch anfälliger für Schädlinge und Unkrautbefall sind. Die Antwort hierauf sind mehr Pestizide und künstliche Düngemittel, die Flüsse, Seen und unterirdische Grundwasserspeicher kontaminieren. Flüsse in den USA, Indien, Pakistan, Usbekistan, Brasilien, Australien, Griechenland und Westafrika sind stark verunreinigt. Ganze Landstriche sind so auf unbestimmte Zeit vergiftet und erbringen natürlich auch keine Lebensmittel mehr für die meist hungerleidende Bevölkerung.


Gibt es keine Alternative zu Chemikalien?

Um die Erträge trotz kaputter Böden und wachsender Schädlingsanfälligkeit zu maximieren, wird im konventionellen Baumwollanbau häufig gentechnisch verändertes Saatgut eingesetzt. Tatsächlich stammen fast 70% der weltweit erzeugten Baumwolle von genmanipulierten Pflanzen, die im Endprodukt nicht ausgewiesen werden muss.

Meist handelt es sich um Bt-Baumwolle, die für für “Bacillus thuringiensis” steht. Hier wird ein Gen dieses Bakteriums in die Baumwollpflanze eingebaut, wodurch diese ein Gift produziert, das bestimmte Schädlinge töten soll. Doch die Natur hat sich bereits angepasst und statt den bekannten Schädlingen treten nun vermehrt neue Schädlinge auf. Seit einiger Zeit treten sogar vermehrt Resistenzen gegen das Bt-Gift auf, was bedeutet, dass in der Folge mehr Schädlinge die Ernte bedrohen und noch exzessiver gesprüht werden muss. 

In den letzten 13 Jahren haben sich die Bt-Baumwoll Erträge zudem nicht verbessert, die Bauern müssen nun mehr als drei Mal so viel zur Schädlingsbekämpfung ausgeben wie zuvor. Zudem ist das genmanipulierte Baumwollsaatgut teurer und die Nachzüchtung ist verboten, so dass jährlich neues Saatgut gekauft werden muss. Das Fazit ist also, Bt-Baumwolle hat die Landwirtschaft kapitalintensiver gemacht, die Bauern durch Lizenzverträge gefesselt, aber nicht zu einem dauerhaften Nutzen geführt. Im Gegenteil, hat sie das natürliche Gleichgewicht zerstört und viele Bauern von der Armut in den kompletten Ruin getrieben.

Viele indische Baumwollbauern sehen keinen Ausweg mehr, so hat diese Schuldenspirale zur wohl größten Selbstmordserie weltweit geführt. Geschätzt 250.000 Bauern haben sich in den letzten 15 Jahren in Punjab das Leben genommen, weshalb diese Region nur noch als “Selbstmordgürtel” bezeichnet wird. Wenn sich ein Bauer dort das Leben nimmt und offiziell bestätigt wird, dass es sich um einen durch die landwirtschaftlich Situation ausgelösten Suizid handelt, so erhält die Familie eine staatliche Entschädigungszahlung. So werden die Bauern regelrecht in den Selbstmord gedrängt, damit die Familie wenigstens für kurze Zeit versorgt ist.


Durstige Baumwolle

Zu all den humanitären Problemen kommt noch hinzu, dass Baumwolle im globalen Durchschnitt einen enormen Wasserverbrauch hat. Die hohe Wassernutzung ist besonders problematisch, da Baumwolle vor allem in Regionen angebaut wird, die sowieso schon an Wasserknappheit leiden. Die verschwenderische Bewässerung macht den Baumwollanbau umwelttechnisch zu einem Fass ohne Boden.

 


Bei einer Jeans mit einem Gewicht von rund 800 Gramm macht das 8000 Liter. Allein 85% davon verbraucht der Anbau der Baumwolle, mehr als die Hälfte davon fließt in die Bewässerung der Felder. Die restlichen 15 Prozent sind für alle weiteren Verarbeitungsschritte notwendig.


Das dramatischste Beispiel für die gravierenden Folgen der exzessiven Wasserentnahme im Baumwollanbau ist am Aralsee zu sehen - oder besser gesagt nicht mehr zu sehen, denn vom einst viertgrößten Süßwassersee der Welt ist nur noch eine Pfütze übrig. In Usbekistan, dem zweitgrößten Baumwollexporteur der Welt, hat sich auf Kosten der Baumwolle eine der größten durch den Menschen ausgelösten Naturkatastrophen ereignet. Neben der Umweltproblematik sind auch die sozialen Auswirkungen verheerend. Durch die Trockenlegung des Sees sind die giftigen Agrochemikalien, die vor 50 Jahren erstmals auf Baumwolle aufgebracht wurden, heute in Land, Luft, Lebensmittel und Trinkwasser zu finden. Die Millionen Menschen in dieser Region leiden an zahlreichen Erkrankungen und leben und arbeiten weiterhin in einer giftigen Umgebung. Trotz des beträchtlichen Schadens, den diese Chemikalien der menschlichen Gesundheit und der Umwelt zufügen, sanktioniert die usbekische Diktatur immer noch die Verwendung von Baumwoll-Pestiziden, die so giftig sind, dass sie unter den Sowjets verboten wurden.

 


(Mehr Informationen zu den katastrophalen Umständen in Usbekistan findest du in dieser NDR Dokumentation) Der Aralsee - Wüste wo ein See sein sollte - eine durch menschliches Versagen ausgelöste Katastrophe, weshalb die Region auch “Stilles Tschernobyl" genannt wird.


Ist Kleidung aus Baumwolle nicht trotzdem besser, als aus Kunstfasern?

Trotz der Umweltfaktoren, wie Wasserverschwendung oder Pestizid- und Düngemitteleinsatz, und der humanitären und sozialen Probleme, die der konventionelle Baumwollanbau mit sich bringt - verkauft sich Baumwolle heute weltweit besser als je zuvor. Tatsächlich hat sich der Absatzmarkt in den letzten 30 Jahren fast verdoppelt. Allein Nordamerika verbraucht rund 25% und Europa weitere 20% der weltweiten Baumwollprodukte, zumeist unter dem positiven Image der “Naturfaser”.
Dabei hat bereits 2004 eine polnische Studie gezeigt, dass gefährliche Pestizide auch in Baumwollkleidung nachgewiesen werden können - keiner kennt hier die Langzeitfolgen für Verbraucher. Enthaltene Giftstoffe müssen nicht auf dem Etikett aufgeführt werden und obwohl von der EU bereits einige der Giftstoffe für Textilien verboten oder Grenzwerte festgelegt wurden, gelten diese Bestimmungen eben nur für die Textilindustrie im EU-Raum, aber nicht für importierte Kleidung.
Zudem werden, egal ob Kleidung aus Kunstfasern oder Naturfasern, mit jedem Waschgang Chemikalien ausgespült, gelangen in die Kanalisation und somit in die Kläranlage. Die meisten Giftstoffe können nicht effektiv gefiltert werden und wirken auf Wasserorganismen wie Fische, Schnecken und Muscheln hochtoxisch. Die Giftstoffe reichern sich außerdem in der Nahrungskette an und erreichen, neben der Aufnahme durch die Haut, auch auf diese Weise den menschlichen Organismus.
Wenn man bei dieser Fragestellung also von einem Kleidungsstück aus konventioneller Baumwolle ausgeht, muss man zwischen Pest und Cholera wählen.


Was sind Gefahren für den Verbraucher?

Baumwolltextilien ohne Kennzeichnungen wie GOTS (Global Organic Textile Standards) oder BCI (Better Cotton Initiative) werden nicht kontrolliert und dürfen bedenkliche Chemikalien enthalten - es handelt sich hier zwar nur um geringe Mengen, doch sind es Chemikalien die anderswo schwere Pestizidvergiftungen hervorrufen, oder mit enorm steigenden Krebsraten verbunden werden. Darauf zurückzuführen sind beispielsweise die Krankenhäuser in Lubbock (Texas), die inmitten von 3,6 Millionen Hektar chemisch intensiver Baumwollproduktion liegen und sich ausgerechnet auf die Art Tumore spezialisieren, die mit Pestiziden in Verbindung gebracht werden. Studien zu Auswirkungen auf Verbraucher gibt es bislang nicht, aber wissenswert ist doch, dass circa 65 % der konventionellen Baumwollproduktion in unsere Nahrungsmittelkette gelangen. Indirekt über Milch- und Fleischprodukte von Tieren, die mit Nebenprodukten der Baumwollindustrie gefüttert werden oder ganz direkt als übriggebliebene Baumwoll-Fasern, die für die Textilverarbeitung zu minderwertig sind. Diese werden Lebensmitteln als kalorienarmer Füllstoff zugesetzt, um Produkte zu verdicken oder zu stabilisieren. Außerdem geht der Abfall aus der Verarbeitung direkt in unsere Wasserversorgung.


Fazit

Für den konventionellen Baumwollanbau muss ein hoher Preis gezahlt werden, auch wenn es das Endprodukt leider meist nicht widerspiegelt. Die Menschheit bezahlt mit sozialen, ökologischen und gesundheitlichen Gefahren. Der biologische Baumwollanbau bietet nicht nur eine starke Alternative zu den derzeitigen Produktionsmethoden, sondern schafft aktiv Zukunft.
Wichtig ist trotzdem: Auch Bio-Baumwolle beeinflusst die Umwelt enorm und daher ist eine ethische Produktion mit fairen Konditionen für alle Beteiligten nur ein Teil der Geschichte. Jedes Teil, das wir produzieren, ist durch die Hände vieler Menschen gegangen und berührt die Leben vieler Individuen auf der ganzen Welt. Du, als Ende der Wertschöpfungskette, kannst etwas ändern, indem du die Geschichte hinter jedem Kleidungsstück schätzt. Die richtige Pflege verlängert den Lebenszyklus eines Stückes und verringert so auch den immensen ökologischen Fußabdruck. Erfahre mehr über Bio-Baumwolle.


Bio Baumwolle x SFAN

Wir haben uns bewusst dafür entschieden, unsere Stoffe von Firmen zu beziehen, die dieselbe Philisophie zum Thema Bio Baumwolle verfolgen. Einen tollen Partner haben wir in der Firma Lebenskleidung gefunden, die sowohl auf Bio Zertifizierungen als auch das Fairforlife Siegel achtet und in engem Kontakt zu den Menschen hinter ihren Produkten steht.

 

Sieh dir einige unsere Artikel aus Bio-Baumwolle an:


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