SIEGEL GUIDE

 

Es gibt zahlreiche Siegel und Zertifikate, die dem verantwortungsbewussten Kunden eine Orientierungshilfe in der komplexen Modeindustrie bieten können. Es war also nie einfacher, bewusst Kleidung zu kaufen – und gleichzeitig nie schwerer, denn jedes Siegel steht für andere Werte. Und irgendwie gibt es nicht DAS EINE Siegel, das alles abdeckt. Obwohl Siegel Wirkung zeigen, sind sie häufig einfach verwirrend.

  

 

WARUM GIBT ES ÜBERHAUPT TEXTILE SIEGEL?

In der Modeindustrie läuft so einiges grundlegend schief, soviel steht fest! Siegel oder Zertifikate sollen Verbrauchern also helfen, nachhaltige und bewusste Konsumentscheidungen zu treffen. Dadurch üben sie Druck auf Firmen aus, die keine Siegel benutzen und dadurch Kunden verlieren. Firmen sollen also gezwungen werden, bessere Entscheidungen in Bezug auf Fairness und Umweltschutz zu treffen, auch wenn ihr Profit dadurch geringer wird.

Klingt nach einer guten Idee! Vor Allem, da im Textilbereich schon seit Jahren freiwillige Standards aufgestellt wurden, die durch die Industrie bewusst ignoriert werden. Durch freiwillige Maßnahmen hat sich defacto nichts verändert.

   

Das große Problem von Textilsiegel ist ihre Komplexität. Denn kaum ein Siegel deckt alle Problematiken der Branche auf einmal ab. Es kann nicht vom Kunden verlangt werden, die einzelnen Standards und Klauseln jedes einzelnen Siegels zu kennen! Leider ist aber genau das momentan der Fall, wenn man richtig einkaufen möchte. Wir haben versucht ein bisschen Licht ins Dunkel zu bringen und die, unserer Meinung nach, wichtigsten Siegel für euch eingeordnet. Maßgeblich ist dabei für uns, welche sozialen bzw. ökologischen Standards genau durch welche Siegel abgedeckt sind.

  

Grundsätzlich ist dabei zu beachten, dass wegen der komplexen Wertschöpfungskette in der Textilindustrie, häufig nicht alle Aspekte zu jedem Kettenglied gewährleistet werden können. Daher sind Siegel, die sich auf einen Produktionsschritt spezialisieren, nicht schlechter - dieser Teilaspekt kann dafür mit sehr hohen Standards geprüft werden. Daher sieht man Siegel auch häufig in Kombination. Für welche Werte die einzelnen Siegel genau stehen, haben wir unter dem Tabellarischen Vergleich nochmal ausführlich für dich aufbereitet . Darüber hinaus haben wir dir einmal die Lieferkette aufgezeichnet, und die wichtigsten Siegel anhand ihrer Intention darauf eingeordnet.

 

   

   

TEXTILE SIEGEL IM VERGLEICH

Wir vergleichen hier einerseits die Schwerpunkte entlang der Produktionsschritte der Wertschöpfungskette und andererseits ob die Intention ökologische oder soziale Aspekte umfasst, und wie streng diese kontrolliert werden.

 

 

 

Es gibt natürlich noch mehr Siegel und Zertifikate, wir haben hier nur versucht die gängigsten für euch einzuordnen. Für mehr Interesse klick dich doch mal durch siegelklarheit.de – hier kannst du Siegel direkt gegenüberstellen und vergleichen.

Vorsicht: Neben unabhängigen Textilsiegeln versuchen auch Modekonzerne ihre eigenen Label zu etablieren. Diese Siegel sind natürlich nicht von unabhängiger Stelle bewertet und werden oft für „Greenwashing“ benutzt.

     

WELCHEN SCHRITT DIE SIEGEL ZERTIFIZIEREN

Sehr viele Siegel auf einmal! Um es etwas zu vereinfachen, haben wir euch mal die bekanntesten Siegel auf einer Lieferkette aufgezeichnet und zum jeweiligen Anwendungsgebiet gefügt.

 

 

  

  

TEXTILE SIEGEL IM DETAIL 

Wir wollen dir alle oben in der Tabelle aufgeführten Siegel nochmal ausführlicher vorstellen. Anhand der sozialen und/oder ökologischen Standards und den damit verbundenen Problematiken kannst du dir selbst ein Bild machen.

    

  

GOTS – Global Organic Textile Standard

Ökologische und soziale Aspekte – entlang der gesamten Kette.

 

Der strenge Textil-Standard wurde 2006 eingeführt und wird regelmäßig aktualisiert. Neben dem ökologischen Anbau werden auch alle weiteren Produktionsschritte berücksichtigt.

Wer zeichnet aus: GOTS wurde vom Internationalen Verband der Naturtextilwirtschaft (IVN) zusammen mit der Soil Association (SA) aus England, der Organic Trade Association (OTA) aus den USA und der Japan Organic Cotton Association (JOCA) entwickelt.

Wer wird ausgezeichnet: Unternehmen und Produkte

Was sind die Kriterien:

  • Verbot von Gentechnik
  • Verbot vieler umweltschädlicher Chemikalien – strenge Regularien
  • Mindestens 95% Naturfasern im textilen Produkt - davon 70% biologisch angebaut
  • Außer bei Funktions- & Sportbekleidung: bis zu 30 % synthetische Fasern erlaubt, doch 70% aus Bio-Anbau
  • Die Einhaltung sozialer Standards laut ILO (internationale Arbeitsorganisation): soziale Mindeststandards inklusive der Zahlung von Mindestlöhnen, Verbot von Kinder- oder Zwangsarbeit, Arbeitsschutz

Wer prüft: GOTS - Mitarbeiter vor Ort, mindestens einmal im Jahr angekündigt und unangekündigt

Problematik: Obwohl GOTS Produkte auf Umweltverträglichkeit prüft, werden Umwelt-Konsequenzen von der Produktion tierischer Materialien nicht mit einbezogen. Das Siegel fordert zwar Mindestlöhne, die sind in Billiglohnländern aber häufig so gering, dass sie nicht existenzsichernd sind.

 

 

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FAIRTRADE - Textile Production

Hohe soziale Standards – bezieht sich auf die gesamte Lieferkette.

 

Mit dem Siegel "Fairtrade Textile Production" wird, anders als bei "Fair-Trade Cotton", die gesamte Lieferkette überprüft. Es hilft nachhaltig die Arbeits- und Lebensbedingungen der Menschen in der Textilproduktion zu verbessern. So ist es mehr als eine Zertifizierung, denn es wirkt mit Hilfe-zur-Selbsthilfe Programmen über die geforderten Standards hinaus. 

Wer zeichnet aus: TransFair e.V. vertritt Fair Trade in Deutschland als unabhängige Initiative.

Wer wird ausgezeichnet: Unternehmen und Produkte.

Was sind die Kriterien:

  • Zahlung von existenzsichernden Löhnen, zumindest innerhalb eines Zeitraumes von sechs Jahren. Der Kunde bekommt Informationen pro Artikel, ob die dieses Ziel bereits erreicht wurde
  • Umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen für ArbeiterInnen
  • Langfristige Verpflichtungen zwischen den Unternehmen und Lieferanten, sowie faire Einkaufsbedingungen
  • Verarbeitung von Fairtrade-Baumwolle und andere verantwortungsvoll produzierte Textilfasern
  • Die Einhaltung sozialer Standards laut ILO (internationale Arbeitsorganisation): soziale Mindeststandards inklusive der Zahlung von Mindestlöhnen, Verbot von Kinder- oder Zwangsarbeit, Arbeitsschutz und darüber hinaus

    Wer prüft: FLO-CERT, die unabhängige Zertifizierungsstelle von Fairtrade. Es gibt regelmäßige Kontrollen, bei denen Maßnahmen und Entwicklung der einzelnen Kriterien geprüft werden. 

    Problematik: Besonders hohe Ansprüche erfüllt das Siegel bei der Glaubwürdigkeit und Sozialverträglichkeit. Bei den Kriterien zur Umweltfreundlichkeit werden nicht alle Mindestanforderungen erfüllt. Allerdings ist „Fairtrade Textile Production“ auch ein Sozialsiegel und die Ökologie steht hier nicht an erster Stelle. Das Siegel bezieht sich lediglich auf ausgewählte Lieferketten, teilweise nur auf einzelne Kollektionen und nicht auf die gesamte Produktion, weshalb Unternehmen den guten Ruf gerne Ausnutzen - deshalb unbedingt auf den beiliegenden Text achten.

     

     

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    FAIRTRADE - Cotton

    Hohe soziale & ökologische Standards – bezieht sich nur auf Rohstoffgewinnung.

    Mit dem Siegel "Fairtrade Cotton" wird nur der erste Schritt der textilen Kette geprüft. Die Rohstoffgewinnung bei Baumwolle bringt aber komplexe Problematiken mit sich und so ist dieses Zertifikat auf diesen Schritt spezialisiert und setzt hohe Standards.

    Wer zeichnet aus: TransFair e.V. vertritt Fair Trade in Deutschland als unabhängige Initiative.

    Wer wird ausgezeichnet: Unternehmen und Produkte.

    Was sind die Kriterien:

    • Textilien mit dieser Auszeichnung müssen zu 100% aus Fair-Trade zertifizierter Baumwolle bestehen
    • Faire Arbeitsbedingungen beim Baumwollanbau (Schutzkleidung, gerechte Löhne, keine Kinderrbeit)
    • Kleinbauern werden mit Mikrokrediten gefördert aus der Baumwoll-Problematik auszusteigen und Bio-Baumwolle anzubauen
    • Gentechnik ist verboten - auch bei nicht Bio-Produkten
    • Der Einsatz von Chemikalien und Pestiziden ist zumindest eingeschränkt, beim Bio-Anbau natürlich verboten

    Wer prüft: FLO-CERT, die unabhängige Zertifizierungsstelle von Fairtrade. Es gibt regelmäßige Kontrollen, bei denen Maßnahmen und Entwicklung der einzelnen Kriterien geprüft werden. 

    Problematik: Das Siegel für die gesamte Textilkette und für die Rohstoffgewinnung allein sind extrem ähnlich im Design und so für den ungeschulten Verbraucher leicht zu verwechseln.

     

     

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    FAIRWEAR FOUNDATION

    Hohe soziale Standards – bezieht sich nur auf Konfektion.

    Mit diesem Siegel wird der Produktionsabschnitt der Konfektionierung geprüft. Es versichert also faire und sichere Arbeitsbedingungen für NäherInnen, die durch den „Code of Labour Practices“ der Foundation von Brands eingefordert wird.

    Wer zeichnet aus: Die unabhängige Stiftung und Multi-Stakeholder-Initiative Fear Wear Foundation aus den Niederlanden.

    Wer wird ausgezeichnet: Brands

    Was sind die Kriterien:

    • Keine Zwangs-, Gefängnis- oder Kinderarbeit
    • Chancengleichheit, unabhängig von Abstammung, Hautfarbe, Geschlecht, sozialer Herkunft oder Religions-, und Staatsangehörigkeit
    • Recht auf Arbeitsvertrag, Gewerkschaftsbildung und Tarifverhandlungen
    • Angemessene, existenzsichernde Bezahlung und Arbeitszeiten
    • Sichere, saubere Arbeitsumgebung
    • Die Einhaltung sozialer Standards laut ILO (internationale Arbeitsorganisation)

    Wer prüft: Die Initiative selbst führt regelmäßig Kontrollen durch - Konsumenten können die Ergebnisse der Mitgliedsunternehmen auf der Webseite nachlesen.

    Problematik: Das Siegel bezieht sich nur auf den Schritt der Konfektion und nur auf faire Standards. Die Einhaltung von Umweltauflagen wird nicht beachtet. Zudem vergibt die Foundation das Siegel bereits, wenn noch nicht alle Vereinbarungen komplett durchgesetzt sind, um den Entwicklungsprozess anzuerkennen.

    Wenn dich interessiert, wie die Fairwear Foundation genau arbeitet, sieh dir dieses kurz Video an.

     

     

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    FAIR FOR LIFE

    Sehr hohe soziale Standards – bezieht sich auf gesamte Lieferkette.

    Das Fair for Life-Siegel steht für die Verbesserung der Lebensbedingungen benachteiligter Produzenten. Das Siegel stellt hohe Anforderungen und ist äußerst transparent.

    Wer zeichnet aus: Das Fair for Life-Siegel wurde von der Schweizer Bio-Stiftung zusammen mit dem Institut für Marktökologie (IMO) entwickelt und gehört heute zur Organisation ECOCERT, eine der weltweit größten Bio-Zertifizierungsorganisationen. 

    Wer wird ausgezeichnet: Produkte.

    Was sind die Kriterien:

    • Keine Kinderarbeit, besonderer Schutz für Jugendliche und Schwangere
    • Keine Diskriminierung aufgrund von Abstammung, Geschlecht, Hautfarbe, sexueller Orientierung, Erkrankung oder Behinderung, Alter, Religion, politischer, ethnischer, sozialer oder nationaler Zugehörigkeit
    • Renten- und Krankenversicherung für Festangestellte inklusive Kostenübernahmen bei arbeitsbedingten Erkrankungen / Unfällen
    • Die Einhaltung sozialer Standards laut ILO (internationale Arbeitsorganisation)
    • Angemessene, existenzsichernde Bezahlung und Arbeitszeiten
    • Leistet Entwicklungshilfe vor Ort (Schulen, zinsfreie Kredite, Umweltprojekte)
    • Keine Strom- und Wasserverschwendung. Benzin-Einsparung, Müll-Reduzierung und Recycling
    • Pestizideinsatz nur unter bestimmten Bedingungen, kein Abholzen alter Wälder, keine Gentechnik
    • Betriebe, die nicht biozertifiziert sind, müssen einen Plan zur Umsetzung nachhaltigerer Praktiken vorweisen
    • Ehrliche Werbung, keine Vermischung von zertifizierter und nicht-zertifizierter Ware, keine Massenbilanz, Zertifizierung ist online einsehbar

    Wer prüft: Ecocert SA prüft jährlich Händler vor Ort. Im ersten Jahr nach Siegel-Vergabe gelten strengere Vorgaben und nach zwei und drei Jahren nochmals strengere Vorgaben.

    Problematik: Produkte mit einem Fair for Life-Siegel gibt es bisher nur wenig. Zudem gelten viele Kriterien erst 1-3 Jahre nach Siegel-Vergabe. Verbraucher können nicht direkt erkennen, was für ihren speziellen Artikel schon gilt. 

     

     

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    BLUESIGN

    Ökologische Standards in Bezug auf Chemikalien – bezieht sich auf gesamte Lieferkette.

    Bluesign hat einen strengen Standard entwickelt, der die gesamte Herstellungskette betrachtet. Es handelt sich um eine der umfassendsten Negativliste von schädlichen Chemikalien, so garantiert es mehr Sicherheit für den Verbraucher.

     Wer zeichnet aus: Das schweizer Unternehmen bluesign technologies AG.

    Wer wird ausgezeichnet: Produkte.

    Was sind die Kriterien:

    • Das Produkt muss aus mindestens 90% bluesign-geprüften Textilien und 30% bluesign-geprüften Zubehör bestehen
    • Einsatz verfügbaren nachhaltiger Technologien, verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen

     Wer prüft: Die bluesign technologies AG.

    Problematik: Ökologische Aspekte überprüft das Unternehmen nur im Hinblick auf Verbrauchergesundheit. Auf soziale Standards wird nicht geachtet.

     

     

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    CRADLE TO CRADLE

    Hohe ökologische Standards – bezieht sich auf Fasererzeugung und Flächenbindung.

    Ziel ist die Förderung eines Wirtschaftssystems ohne Abfall. Das heißt, dass alle Materialien, die in einem Produkt eingesetzt werden, wiederverwertet oder biologisch abgebaut werden können.

    Wer zeichnet aus: Die gemeinnützige Organisation Cradle to Cradle Products Innovation Institute.

    Wer wird ausgezeichnet: Produkte.

    Was sind die Kriterien: Zur Herstellung wurden umweltsichere, gesundheitlich unbedenkliche und kreislauffähige Materialien verwenden

    Wer prüft: Das Cradle to Cradle Products Innovation Institute prüft ausschließlich anhand eingereichter Unterlagen.

    Problematik: Betriebsstätten werden nicht geprüft und soziale Standards nicht berücksichtigt. Ökologische Standards in der Rohstoffgewinnung zählen nicht dazu.

     

     

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    ÖKOTEX STANDARD 100

    Ökologische Standards in Bezug auf Schadstoffe – bezieht sich auf Fertigprodukt.

    Diese Siegel garantiert nur, dass die Endprodukte frei von gesetzlich verbotenen Schadstoffen sind. Die Textilien werden auf hautfreundlichen pH-Wert und Farbechtheit getestet. 

    Wer zeichnet aus: Internationale Gemeinschaft für Forschung und Prüfung auf dem Gebiet der Textilökologie

    Wer wird ausgezeichnet: Produkte.

    Was sind die Kriterien: Schadstoffarmut des textilen Produktes.

    Wer prüft: Internationale Gemeinschaft für Forschung und Prüfung auf dem Gebiet der Textilökologie.

    Problematik: Der Standard hat keinerlei Aussagekraft, was die Herstellungsbedingungen der zertifizierten Textilien im sozialen oder ökologischen Bereich betrifft. Untersuchungen werden ausschließlich an eingereichten Proben durchgeführt, es finden keine Betriebsprüfungen statt. Je nach Einsatzzweck des konkreten Produktes variieren die im Standard gerade noch erlaubten Rückstände bestimmter bedenklicher Stoffe.

     

     

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    IVN ZERTIFIZIERT BEST - NATURTEXTIL

    Hohe ökologische & soziale Standards – bezieht sich auf gesamte Kette.

    Das Siegel steht für die umweltverträgliche und sozial verantwortliche Herstellung und Verarbeitung von Naturfaser-Textilien und bietet derzeit die höchsten Öko-Standards in der Textilbranche.

    Wer zeichnet aus: Siegelinhaber ist der Internationale Verband der Naturtextilwirtschaft e. V. (IVN).

    Wer wird ausgezeichnet: Produkte.

    Was sind die Kriterien:

    • Das Produkt muss aus 100% kontrolliert biologischer Naturfaser bestehen
    • Synthetische Fasern (Elasthan, Polyacryl, Viskose) dürfen nur bei bestimmten Zutaten eingesetzt werden
    • Gefährliche Chemikalien entlang der Kette verboten
    • Möglichst ressourcenschonende Produktion sowie Nachweise über Umwelt- und Chemikalienmanagement der Produktionen
    • Garantiert unter anderem existenzsichernde Löhne beim Anbau und während der Weiterverarbeitung

    Wer prüft: Der internationale Verband der Naturtextilwirtschaft e. V. (IVN).

    Problematik: Es fehlen derzeit noch effektive Kontrollinstrumente zur Überprüfung, weshalb das Siegel selten vergeben wird. Zudem sind die Standards so hoch, dass nur wenige dem Standhalten.

     

     

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    GRÜNER KNOPF

    Ökologische & soziale Standards - bezieht sich auf Veredelung und Konfektion

    Deutschlands erstes staatliches Siegel für nachhaltige Textilien, seit 2019 im Einsatz. Es handelt sich um ein Metalabel, das nur Produkte auszeichnet, die bereits mit einem anderen Siegel (Fairtrade , GOTS) zertifiziert sind.

    Wer zeichnet aus: Bundesministerium für Entwicklung in Zusammenarbeit mit BMZ.

    Wer wird ausgezeichnet: Produkte.

    Was sind die Kriterien:

    • Mindestlohn muss gezahlt werden
    • Ökologische und soziale Standards von anderen Siegeln bestätigt

    Wer prüft: Überprüft werden die Kriterien von der Deutschen Akkreditierungsstelle (DAkks).

    Problematik: Das Siegel berücksichtigt nicht die komplette Lieferkette, sondern lediglich Veredelung und Konfektion. (Eine Ausweitung auf die gesamte Kette ist stufenweise geplant). Derzeit wird nur Mindestlohn zugesichert, nicht aber ein existenzsichernder Lohn. Momentan gibt das Label keine zusätzliche Sicherheit, da ausgezeichnete Produkte ja bereits andere Zertifikate haben.

     

     

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    PETA APPROVED - Vegan

    Bezieht sich auf Endprodukt

    Mit diesem Siegel gekennzeichnete Produkte sind vegan, enthalten also keine Materialien tierischen Ursprungs, wie etwa Knöpfe aus Horn oder Leder-Applikationen.

    Wer zeichnet aus: PETA.

    Wer wird ausgezeichnet: Produkte.

    Was sind die Kriterien: Keine Materialien tierischen Ursprungs.

    Wer prüft: Das Siegel beruht auf Vertrauensbasis.

    Problematik: Das Siegel sagt nichts über soziale oder ökologische Produktionsbedingungen aus. Klarzustellen wo sinnlos tierische Materialien versteckt sind, ist ein guter Ansatz - stattdessen aber Polyester zu verherrlichen ist nicht zielführend.

     

     

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    RWS - RESPONSIBLE WOOL STANDARD

    Ökologische & Tierwohl Standards - bezieht sich auf die Rohstoffgewinnung

    Der Responsible Wool Standard (RWS) ist ein Siegel für bessere Schafswolle. Es zertifiziert Textilien, die unter Einhaltung spezieller Tierschutz-Kriterien produziert werden. Seit März 2020 gibt es das Siegel auch für Mohair-Wolle. 

    Wer zeichnet aus: NGO TextileExchange

    Wer wird ausgezeichnet: Händler & Produkte.

    Was sind die Kriterien:

    • Bescheinigt, dass Schafe für die Wolle nicht leiden mussten.
    • Umfassende Regeln zu Futter, Hygiene und Sauberkeit, zum Stall und zu den Zäunen
    • Verbot von Mulesing
    • Einsatz von Pestiziden auf den Weideflächen muss reduziert werden
    • Richtlinien für nachhaltige Bewirtschaftung der Weideflächen, Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität
    • Alle Unternehmen in der Produktionskette müssen faire Arbeitsbedingungen und Bezahlung garantieren
    • Ausbeutung und Kinderarbeit sind verboten

    Wer prüft: Die Einhaltung der Kriterien überprüfen unabhängige Zertifizierungsstellen (ControlUnion Certifications Germany GmbH).

    Problematik: Nur geringe soziale Mindeststandards - Ökologische Faktoren werden zwar berücksichtigt, reichen aber nicht an die niedrigsten Bio-Standards heran. Es handelt sich aber auch vor Allem um ein Tierwohl-Siegel. Zu seltene, häufig angekündigte Kontrollen.

     

     

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     BETTER COTTON INITIATIVE

    Angeblich ökologische und soziale Standards - betrifft die Rohstoffgewinnung.

    Die Better Cotton Initiative (BCI) wirbt für einen nachhaltigen Anbau von Baumwolle und der Unterstützung der Bauern.

    Wer zeichnet aus: Better Cotton Initiative (BCI), eine unabhängige Multi-Stakeholder-Organisation.

    Wer wird ausgezeichnet: Produkte.

    Was sind die Kriterien:

    • Minimiert Pestizid Einsatz
    • Fördert Wassermanagement
    • Fördern menschenwürdige Arbeit und betreiben ein effektives Managementsystem

    Wer prüft: Better Cotton Initiative (BCI),

    Problematik: Gilt als Vorzeigelabel, das von Unternehmen für Greenwashing genutzt wird. Der Standard untersagt genmanipulierte Baumwolle NICHT und erwirtschaftet so unter einem angeblichen Bio-Siegel höhere Erträge. Das führt zum Rückgang des Bio-Baumwollanbaus in Indien. Sobald eine Spinnerei sich einem jährlichen BCI Anteil verpflichtet, kann sie alle produzierten Garne mit dem Zertifikat verkaufen - auch komplett ohne BCI Baumwollanteil! Das fertige Kleidungsstück darf dann trotzdem das Textilsiegel tragen, obwohl es zu 100% aus konventioneller Baumwolle besteht und zu menschenunwürdigen Bedingungen entstand.