PRODUKTION

Die Entstehung unserer Kleider

SFAN steht für eine transparente Lieferkette. Nach der Gewinnung der Rohstoffe und der Entstehung eines Gewebes, ist die Produktion des Kleidungsstückes ein wichtiges Kettenglied, an dem in der Industrie viele Menschen beteiligt sind. 

Bei uns nicht! Im Moment wird alles persönlich von uns, Alexa & Nadja, in München handgearbeitet. Da wir noch kein Büro haben, sind die Arbeitsbedingungen “wohnzimmerlich” und jedes Stück wird mit viel Liebe und handwerklichem Können sorgfältig selbst genäht. Das hat den Vorteil, dass wir auch Einzelstücke anbieten können, denn Produktionen arbeiten erst ab einer gewissen Stückzahl. Ein Teil unserer Kollektion wird aber aus Vintage-Stoffen verarbeiten oder Reststoffen anderer Label, die vielleicht nur für ein oder zwei Kleider reichen. Dadurch verhindern wir die Herstellung neuer Rohstoffe und versuchen zuerst Altes aufzubrauchen.

Zukünftig planen wir kleine Auflagen abzugeben. Allerdings nur an Produktionen in Deutschland oder Österreich, die wir auch mal spontan besuchen können. Das erleichtert einerseits die Zusammenarbeit, andererseits können wir und ihr so sicher sein, dass die Arbeitsbedingungen dort fair sind.

Wo, wie und mit wem wir produzieren ist für jedes einzelne Kleidungsstück klar kommuniziert. Viele unserer Lieferanten und Produzenten ist in der Kategorie Space for… für euch aufgelistet. Warum wir finden dass das wichtig ist?

 


Wieso ist Transparenz wichtig?

Ganz einfach, weil ein neues T-shirt für unter 10€ heutzutage zur Normalität geworden ist. Doch stellt man die Fragen wo, wie und mit wem kann es sein, dass es so wenig kostet, kommt man zu folgendem Schluss. Es kann nicht sein! Hinter einem Preis wie diesem versteckt sich die Ausbeutung von Mensch und Natur. Die verantwortlichen Fast Fashion Labels legen viel Wert darauf, dass diese Tatsache auch versteckt bleibt. Wer würde schon ein 10€ T-shirt kaufen, wenn er wüsste, dass zu diesem Preis ein Kind dafür verdursten musste oder die Näherin in den Trümmern der Fabrik dafür starb. Was überspitzt klingt, ist gängiger Alltag in Billiglohnländern wie Indien oder Bangladesch.


Die Regierungen dieser Länder sind von Fast-Fashion Unternehmen abhängig. Die Angst, dass die Unternehmen zukünftig in anderen, noch billigeren Ländern produzieren, ist höher gestellt, als die Interessen der Bevölkerung. Daher gibt es keinen gesetzlichen Mindestlohn und die ArbeiterInnen erhalten keinen existenzsichernden Lohn. Ein Monatsgehalt in Bangladesch liegt beispielsweise bei 9,50€, und auch wenn Lebensmittel und Miete in diesen Ländern günstiger sind, reicht das bei weitem nicht mal für tägliches Essen. Daher hungern die ArbeiterInnen oft um Ihre Kinder zu ernähren, denen so natürlich keine Schule finanziert werden kann. Und so wird schon die nächste Generation Textilarbeiter herangezogen. Fast die Hälfte der über 14-jährigen Jugendlichen in Bangladesch arbeitet in den Textilfabriken, in der Hauptstadt sogar zwei von drei Mädchen.

 (Foto von Tareq Salahuddin via Wikimedia Commons - CC BY 2.0) Näherinnen in einer Fabrik in Dhaka, Bangladesh: Jeden Tag müssen die Arbeiter sich aufs Neue bei den Fabriken bewerben, um für einen Hungerlohn nähen zu dürfen - oft gehen sie leer aus. Diese Menschen sind auf eine Stelle angewiesen, daher können sich die Fabriken gegenseitig preislich unterbieten.

  

Zehn bis Zwölf Stunden harte Arbeit jeden Tag - auch für Kinder - in maroden Gebäuden, mit giftigen Textilien und ohne Schutzkleidung ist in vielen Fabriken die Norm. Die NäherInnen setzen täglich ihr Leben aufs Spiel - die Bedingen sind menschenverachtend und doch weit verbreitet. Denn jeder sechste Mensch arbeitet heute in der globalen Modeindustrie -  40 Millionen Näher gibt es weltweit, davon 85% Frauen. Der Blick auf diese Statistiken und Fakten ist erschreckend. Es ist deutlich, dass sich Vieles ändern muss.

  

  

Worauf kommt es also an?

Auf Transparenz und Aufklärung! Denn Preise, Herkunftsland oder Marken haben keinerlei Aussagekraft über die Herstellungsbedingungen. Wir wollen kurz erklären warum:

  

Preispolitik - ist teuer gleich besser?

Bei ein paar Euro für ein Kleidungsstück ist die Rechnung nicht schwer - faire Produktion ist hier klar nicht möglich. Aber wie ist das bei hochpreisigeren Stücken? Viele Kunden gehen davon aus, dass ein hoher Verkaufspreis hohe soziale und ökologische Standards mit sich bringt. Das ist ganz klar falsch!

Billige und teure Textilien werden häufig in den gleichen Fabrik gefertigt, zu den gleichen Bedingungen. Durch den Preis profitieren am Ende nur die Modekonzerne.

  

Herkunftsland - gibt es Standorte die für Fairness stehen?

Auch hier, ein klares Nein! So einfach ist es leider nicht. Zuerst sei erwähnt, dass das auf Etiketten aufgeführte Herkunftsland nichts aussagt, denn es gibt keine gesetzliche Kennzeichnungspflicht. Die Meisten Kleidungsstücke haben eine ganze Weltreise hinter sich: Beispielsweise wird Baumwolle aus Usbekistan in Indien gewebt, in Pakistan gefärbt, zugeschnitten in Vietnam und in Bangladesch genäht. Sobald an der fertigen Bluse in Portugal Knöpfe angenäht werden, darf das Etikett “Made in Portugal” angeben.

Selbst wenn wirklich an europäischen Standorten produziert wird, sind faire, menschenwürdige Arbeitsbedingungen und gerechte Löhne nicht gesichert. Vor allem osteuropäische Länder sind hier problematisch, doch auch in Italien, dem Land der hochwertigen Designermode, sind Atemwegserkrankungen infolge der Nutzung toxischer Chemikalien an der Tagesordnung. Statt Herkunftsländern die Kleiderfabrik aufzuführen wäre aussagekräftig - die kennen die Konzerne aber meist nicht mal selbst.

So gibt es also auch faire Fabriken in Asien und unfaire in Europa - komplett auf die Produktion in beispielsweise Indien zu verzichten, wäre aus heutiger Sicht viel problematischer. Westliche Konzerne haben über Jahrzehnte ein Netzwerk der Ausbeutung aufgebaut und Billiglohnländer in die Abhängigkeit gedrängt. Die Menschen sind auf westlichen Produktionen angewiesen.

  

Markenkleidung - eine Garantie für Qualität und faire Bedingungen?

Und wieder ein klares Nein! Der höhere Preis ist auch hier oft nicht die Folge menschenwürdigerer Verhältnisse in den Textilfabriken, sondern spiegelt in vielen Fällen vielmehr höhere Marketingausgaben und Werbungskosten der Unternehmen wieder. Viele großen Luxusmarken produzieren in den gleichen Fabriken wie Fast Fashion Label. Auch namenhafte Marken wissen größtenteils nicht, wo ihre Kleider gefertigt werden, da sie Ihre Produktionen an Subunternehmer abgeben. Ob bei einzelnen Schritten entlang der komplexen Lieferkette Kinder arbeiten, Menschen zur Arbeit gezwungen werden, zu Hungerlöhnen schuften oder giftige Dämpfe einatmen, kann so oft nicht mehr kontrolliert werden.

  

Auf was kann ich also achten?

Wo wird produziert? Wie wird produziert? Mit wem wird produziert? Das sind die entscheidenden Fragen, wenn es um faire Produktion geht. Ethische Textilverarbeitung kann nur durch transparente Lieferketten nachgewiesen werden. Vertrauenswürdige, anerkannte Siegel und Zertifikate sind momentan die beste Orientierungshilfe für Kunden. Wir haben die häufigsten Siegel und Zertifikate für euch zusammengefasst. Wirf doch mal einen Blick auf unseren Siegel-Guide.

  

Aber Vorsicht:

“Fairness” ist ein Marketing Trend geworden. In der Fachwelt spricht man von Greenwashing, denn in jedem Modekonzern gibt es mittlerweile ganze Abteilungen, die sich nur mit dem Image beschäftigen. Einige Unternehmen wollen tatsächlich soziale Verantwortung übernehmen - viele täuschen aber auch bewusst ihre Kunden. Kampagnen wie beispielsweise die Concious Collections von H&M sollen der Öffentlichkeit vorbildliches Handeln propagieren, beziehen sich aber in Wahrheit nur auf Materialien, nicht auf Herstellungsbedingungen. Diese schwachen Versprechen treffen zudem nur auf einen Bruchteil der Gesamtproduktion zu, sodass das Hauptgeschäft unfair und umweltverschmutzend bleibt. Auch Worte wie “Bio”, “Öko” und “Fair” sind im textilen Bereich nicht geschützt und ohne ernstzunehmendes Zertifikat einfach eine glatte Lüge.

  

Was muss passieren?

Modekonzerne müssten verbindliche Maßnahmen hin zu Existenzlöhnen ergreifen - dazu wurden sie in den letzten Jahren mehrfach ermahnt. Bis heute sind alle Auflagen freiwillig umzusetzen. Defacto hat sich nichts geändert.

So ist nun faire Kleidung per Gesetz im Gespräch, das sogenannte LieferkettengesetzDas Gesetz soll zumindest deutsche Unternehmen haftbar machen - auch wenn es Menschenrechtsverletzungen in einem Zulieferbetrieb am anderen Ende der Welt gibt. In Frankreich gibt es seit 2017 ein vergleichbares Gesetz. 

Während die Politik beratschlagt, haben wir die Wahl! Jeder Einkaufszettel ist wie ein Wahlschein - denn mit jedem Einkauf können wir darüber abstimmen, welche Zukunft wir uns wünschen. Wir als Verbraucher entscheiden nicht nur darüber, mit welcher Kleidung wir uns etwas Gutes tun möchten, sondern beispielsweise auch, welche Entwicklung wir den Erzeugern ermöglichen wollen.

Let´s be the change!