Bio Baumwolle

    

 

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Baumwolle und Bio-Baumwolle?

Baumwolle ist einer der wichtigsten Rohstoffe der Modeindustrie und wird in vielen Textilien verarbeitet. Die Faser der Baumwolle ist eine Naturfaser und im Prinzip ökologischer als synthetische Fasern, doch der Hintergrund ist etwas komplexer als diese Einordnung. Die Produktion von Baumwolle gefährdet Umwelt und Menschen, die am Erzeugungsprozess beteiligt sind: enormer Wasserverbrauch, die Verwendung von Pestiziden, Düngung und Gentechnik sind nur einige der negativen Aspekte, die mit dem konventionellen Anbau von Baumwolle einhergehen.

Bio Baumwolle aus ökologischem Anbau ist neben weiteren Materialien wie Hanf oder Leinen die nachhaltigere Alternative zum konventionellen Baumwollanbau, denn sie wird nach den Richtlinien der ökologischen Landwirtschaft produziert und zertifiziert. 

Wie pflege ich Bio-Baumwolle?

Bio Baumwolle hat keine chemische Pflegeausrüstung und ist somit nicht einlaufsicher. Beim ersten Waschgang sollte am Besten kalt gewaschen werden. Oberbekleidung aus Bio Baumwolle kann dann bei 30°C und Unterwäsche bei bis zu 60°C gewaschen werden. Um die Fasern und die Gewebestruktur zu schützen, sollten Teile aus Baumwolle vor dem Waschen auf links gedreht werden. Um Verfärbungen zu vermeiden, sollten Textilien beim Waschen stets farblich getrennt werden. Als Waschmittel eignen sich handelsübliche Produkte ohne optische Aufheller - generell ist aber immer zu beachten, dass zur Herstellung von Textilien erhebliche Mengen an Rohstoffen, Wasser und Energie benötigt werden. Durch Beachtung der eingearbeiteten Pflegehinweise können Textilien geschont werden und länger leben. Wohl überlegtes, selteneres Waschen auf niedrigeren Temperaturen schont nicht nur den Geldbeutel, sondern auch die Umwelt.

 

(Photo von Trisha Downing via Unsplash) Trockene Baumwollpflanzen in Vienna (USA), bereit geerntet zu werden.

Was ist das Problem mit konventionellem Baumwollanbau?

Die Baumwollpflanze wächst sehr langsam und lange. Um die Erträge zu maximieren, wird im konventionellen Baumwollanbau daher häufig gentechnisch verändertes Saatgut eingesetzt und Baumwollfelder werden direkt nach der Ernte erneut bepflanzt. Die Folgen sind geschädigte Böden, die sich nicht ausreichend erholen können und anfälliger für Schädlinge und Unkrautbefall sind. Bekämpft wird dies mit dem massiven Einsatz von chemischen Pestiziden, was zu einer langfristigen Übersäuerung und Überdüngung der Böden führt. Knapp ein Viertel der global eingesetzten synthetischen Pflanzenschutzmittel entfällt somit auf die Baumwoll-Landwirtschaft, obwohl diese nur einen Bruchteil (ca. 2,5%) der weltweiten Ackerflächen ausmacht.


Zudem geraten Bauern die genmanipulierte Baumwolle (GMO oder Pt-Cotton) anbauen in eine Abhängigkeit von Großkonzernen, die einen Teufelskreis von neuen Pestiziden und darauffolgendem, neuem genveränderten Saatgut erschaffen. Diese werden zu unverhältnismäßig hohen Preisen an die Bauern verkauft, die keine andere Wahl haben als immer höhere Schulden aufzunehmen und dadurch oft in den Ruin getrieben werden.


Hinzu kommt, dass Baumwolle im globalen Durchschnitt einen enormen Wasserverbrauch von rund 11.000 Litern pro Kilogramm hat. Pro T-Shirt bedeutet dies ca. 2.700 Liter benötigtes Wasser (rund 18 Badewannen!), wobei hier nur vom Rohstoff gesprochen wird und die weitere Verarbeitung und Färbung noch nicht mit einberechnet ist. Neben der Verschmutzung des Grundwassers durch chemische Pestizide ist Wasserknappheit in ohnehin wasserarmen Gegenden somit ein weiteres großes Problem des konventionellen Baumwollanbaus. Der Aralsee in Usbekistan, einst viertgrößter Binnensee der Welt, ist in Folge des exzessiven Baumwollanbaus seit 1977-2017 nahezu komplett ausgetrocknet. Die Folgen für Bevölkerung und Umwelt sind verheerend und trotzdem steigt der Anbau der Baumwolle dort noch, da die weltweite Nachfrage nach “weißem Gold” so hoch ist.

 


(Foto von Milosz Maslanka via Shutterstock) Moynaq - Uzbekistan: Wo einst der viertgrößte Binnensee der Erde war, liegen heute die Schiffe auf dem Trockenen. Die Austrocknung des Aralsees gilt als eine der größten vom Menschen verschuldeten Umweltkatastrophen.

Fazit: Es gibt nicht “das eine Problem” mit dem konventionellen Baumwollanbau, es ist eine Reihe an sozialen, umwelttechnischen und gesundheitlichen Gefahren, die diese Faser so “untragbar” machen. Hier kannst du mehr über den konventionellen Anbau von Baumwolle und detaillierte Ausführungen über ihre schwerwiegenden Folgen für die Umwelt und Menschen in der gesamten Herstellungskette erfahren. 2015 wurden weltweit rund 112 500 Tonnen Bio-Baumwolle produziert - im Vergleich zu herkömmlicher Baumwolle ein verschwindend geringer Marktanteil von weit unter einem Prozent.

  
Was macht Biologischer Baumwollanbau dagegen?

Bio Baumwolle begegnet diesen Problemen mit dem konsequenten Verzicht auf schädliche Chemikalien, der Bewässerung mit bis zu 80% Regenwasser und der Verwendung natürlichen Saatguts - garantiert ohne Gentechnik und somit auch ohne Abhängigkeitsspirale für die Bauern.

Um die Bodenfruchtbarkeit zu gewährleisten, wird beim biologischen Anbau bewusst die Fruchtfolge berücksichtigt, das heißt, es werden abwechselnd verschiedene Pflanzenarten auf den Agrarflächen angebaut. Für den Schutz der Umwelt wird somit in Kauf genommen, dass die jeweiligen Felder saisonweise keinen Ertrag erwirtschaften werden. Mögliche Schädlinge, die sich in Mischkulturen ohnehin weniger schnell verbreiten wie in Monokulturen, werden mit natürlichen Feinden wie anderen Pflanzen (z.B. Sonnenblumen) bekämpft, sowie durch das Aufbringen von Humus oder Jauche auf den Feldern. Unkraut wird manuell entfernt. Ebenso wird per Hand geerntet, wodurch chemische Entlaubungsmittel eingespart werden können, die in der konventionellen Landwirtschaft für die Erleichterung der maschinellen Ernte eingesetzt werden.
Um den Grundwasserverbrauch weitestgehend zu senken, wird im biologischen Anbau zum einen hauptsächlich auf Regenwasser zurückgegriffen und zum anderen auf verbesserte Technologien wie Tröpfchen- oder Furchenbewässerung. Zudem sind die Böden durch den Biologischen Baumwollanbau gesünder und können so besser Wasser aufnehmen und speichern. Außerdem fördert die biologische Variante die Eindämmung des Klimawandels, indem die Fähigkeit des Bodens zur Kohlenstoffbindung erhöht wird.

 

Bio-Baumwolle ist definitiv ein Ressourcen- und Energieintensiver Rohstoff, hat aber im Vergleich zu konventionell angebauter Baumwolle die bessere Bilanz für Mensch und Umwelt

 

Der biologische Baumwollanbau ist auch für die Bauern von Vorteil, denn Baumwolle kommt meist aus Entwicklungsländern, wo die Lebensumstände der Bauern von Ernährung bis Unterkunft katastrophal sind und Kinder und Frauen häufig unbezahlt arbeiten. Unter den richtigen Bedingungen bietet der biologische Anbau eine bessere Lebensgrundlage, weil die Bauern nicht auf teure Chemikalien angewiesen sind. Durch die Einsparung an Chemikalien haben die Bauern außerdem eine höhere Lebenserwartung und die Chance unabhängig von Großkonzernen zu wirtschaften. Auch die Prämienpreise, die für Bioprodukte gezahlt werden, helfen den Bauern ihren Lebensunterhalt sicherzustellen.
Aber auch wir Abnehmer profitieren von der Bio-Baumwolle, denn beim Anbau und Ernteprozess wird konsequent auf gesundheitsschädliche Chemikalien verzichtet und somit können auch keine Rückstände bedenklicher Mittel im Textil gefunden werden. Zertifikate wie GOTS (Global Organic Textile Standards) oder IVN Best Naturtextil weisen Textilien mit diesen Standards aus, was wiederum bedeutet, dass Baumwolltextilien ohne diese Kennzeichnungen nicht kontrolliert wurden und/oder bedenkliche Chemikalien enthalten dürfen.

Kleidung ist wie unsere zweite Haut, der Unterschied ist, dass wir sie selbst wählen können - zu wissen was in unserer Kleidung ist und ob uns das schaden kann, sollte essentiell für unsere Kleiderwahl sein.

  

Abgesehen von den umwelttechnischen Vorteilen von Bio-Baumwolle, sind die gesundheitlichen und sozialen Verbesserungen drastisch und bieten den Beteiligten überhaupt eine Lebensgrundlage.

  

Wie erkenne ich Bio-Baumwolle?

Begriffe wie „Bio“ oder „Öko“ sind für Textilien nich geschützt wie bei Lebensmitteln. Dagegen  kann „aus kontrolliert biologischem Anbau“ (kbA) nur dann vergeben werden, wenn die Richtlinien des ökologischen Landbaus eingehalten werden. Diese Einhaltung wird mindestens einmal im Jahr von einer unabhängigen Zertifizierungsstelle kontrolliert, wofür Betriebe ihre Produktionsmethoden und ihren Warenfluss offen legen müssen. Mehr Sicherheit geben Siegel oder Zertifikate wie GOTS (Global Organic Textile Standard) oder IVN Best, ob es sich um ein ernstzunehmendes Bio-Textil handelt. Vorsicht ist geboten, wenn Anbieter kein Zertifikat nachweisen können, eigene Zertifikate vergeben oder schwammige Formulierungen wie “grün” oder “natürlich” verwenden. Greenwashing ist ein großes Problem in dieser Industrie und der Verbraucher kann schnell in die Irre geführt werden.

  
Aber ist Bio Baumwolle auch gleich faire Baumwolle?

Nicht unbedingt. Der Begriff “Bio” bezieht sich rein auf die Faser und nicht auf die Arbeitsbedingungen der Menschen im Anbauprozess oder gar später in der Textilverarbeitung. Zwar sind Bio Baumwoll-Bauern durch den Verzicht auf chemischen Pestizide gesundheitlich mehr geschützt, und Prämien für Bio-Produkte bringen sichereres Einkommen, doch Arbeitsbedingungen werden hier nicht kontrolliert. Zudem sind die Bauern nur ein Teil der langen Wertschöpfungskette eines Kleidungsstückes. Daher ist es wichtig, zusätzlich zu Bio Zertifizierungen auf faire Siegel zu achten. Seriöse Zertifikate sind hier die einzige Möglichkeit für den Verbraucher die Auswirkungen eines Textils ansatzweise nachzuvollziehen. Für mehr Informationen rundum die verwirrende Welt der Zertifikate in der Textilbranche , klicke hier.

 

 


Bio Baumwolle x SFAN

Wir haben uns bewusst dafür entschieden, unsere Stoffe von Firmen zu beziehen, die dieselbe Philosophie zum Thema Bio Baumwolle verfolgen. Einen tollen Partner haben wir in der Firma Lebenskleidung gefunden, die sowohl auf Bio Zertifizierungen als auch das Fairforlife Siegel achtet und in engem Kontakt zu den Menschen hinter ihren Produkten steht.

Wichtig ist trotzdem: Auch Bio-Baumwolle beeinflusst die Umwelt enorm und daher ist eine ethische Produktion mit fairen Konditionen für alle Beteiligten nur ein Teil der Geschichte. Jedes Teil, das wir produzieren, ist durch die Hände vieler Menschen gegangen und berührt die Leben vieler Individuen auf der ganzen Welt. Du, als Teil der Wertschöpfungskette, kannst etwas ändern, indem du die Geschichte hinter jedem Kleidungsstück schätzt. Die richtige Pflege verlängert den Lebenszyklus eines Stückes und verringert so auch den immensen ökologischen Fußabdruck.


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